Wenn die Bühnen-Spotlights nach und nach erlischen und die Festivalsaison sich langsam ihrem Ende zuneigt, dann stehen für Veranstalter:innen und Dienstleister:Innen zwei der wichtigsten Branchentreffen vor der Tür: Das Reeperbahnfestival und das Future of Festivals. Beide Events bieten die perfekte Gelegenheit sich untereinander auszutauschen, die vergangene Festivalsaison Revue passieren zu lassen und einen Blick auf 2023 zu werfen. Was werden die Herausforderungen für nächstes Jahr sein? Welche Trends zeichnen sich jetzt schon ab? Und wie wird sich die Festivalbranche weiterentwickeln müssen, um dabei mithalten zu können? Wir waren für euch mit unserer Unit R&H Live! natürlich bei beiden Veranstaltungen am Start und fassen die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Reeperbahn Festival (22. – 23. September, Hamburg)

Zunächst ging es für uns hoch in den Norden, in die Hansestadt Hamburg. Das dortige Reeperbahn Festival ist mittlerweile ein fester Bestandteil in unserem Event-Kalender. Gestartet im Jahre 2006, kreuzten sich unsere Wege 2009 das erste Mal bei einem Markenauftritt unseres damaligen Kunden Converse. Das zu dieser Zeit noch recht junge aber schon anspruchsvolle Festival mitten in der Stadt richtete sich hauptsächlich an Musikliebhaber:innen, die in den unzähligen Locations neue Künstler:innen entdecken konnten. Die Devise war simpel: sich einfach vom Flair treiben lassen.
Im Laufe der Jahre wurde das Reeperbahn Festival jedoch immer mehr auch zum Treffpunkt der gesamten Musikbranche. Workshops, Awards, Themen-Panels und eine Vielzahl interessanter Gäste sind nun neben Live-Konzerten der Kern dieses umfangreichen Happenings. Das in Hamburg zudem noch die großen Veranstalter- & Konzertagenturen sitzen, spielte der Entwicklung des Festivals gut in die Karten – und das merkt man!
Jetzt, mehr als 15 Jahre nach dem Startschuss, waren allein rund 350 Speaker aus der Veranstaltungsbranche bei der Konferenz mit dabei und haben in über 130 Sessions und Interviews Einblicke in verschiedene Themen rund um die Festivallandschaft gegeben. Neben den aktuellen Herausforderungen, die wohl an niemanden in den letzten zweieinhalb Jahren spurlos vorübergegangen sind, wurde aber auch nach vorne geblickt. Dabei ging es u.a. um den Stellenwert, den digitale Musikangebote wie Amazon Music oder Apple heutzutage einnehmen oder wie man Social-Media-Plattformen wie TikTok zukünftig geschickt zur Musikvermarktung einsetzt. Diese – und noch viele weitere Themen – machen das Konferenzprogramm des Reeperbahn Festival zu einer wahren Bereicherung über die eigentlichen Festivalgrenzen hinaus.
Networken mit Freunden.
Für uns ist das Reeperbahn Festival in den letzten Jahren tatsächlich mehr als nur ein reines Branchentreffen geworden. Es ist ein Wiedersehen mit alten Freunden, mit langjährigen Dienstleister:innen, Kund:innen und Kolleg:innen. Ein Networking Event, das eher einem Klassentreffen ähnelt – nur mit besserem Line-Up und noch besserer Stimmung. Dazu gehört dann auch schonmal die Grillparty auf der Dachterrasse vom Live Nation, im Millerntorstadion mit dem Team von FKP Scorpio guten Wein trinken oder bei der legendären Deichbrand Party den Veranstalter:innen wieder einen guten Grund für einen Neuanstrich der Büroräume zu liefern.
Man merkt, die persönlichen Kontakte, die man über die Jahre bei Festivals und anderen Veranstaltungen geknüpft hat, machen sich gerade auf dem Reeperbahn Festival bemerkbar. Insbesondere bei diesen vergesslichen Momenten, die man zusammen genießt – danke dafür! Daher können wir eins garantieren: Wir sehen uns auch im nächsten Jahr in Hamburg wieder, cheers!
Future of Festivals (25. – 26. November, Berlin)
Ganz aktuell waren wir Ende November beim Future of Festivals in Berlin vor Ort. Als Neuling unter den Branchentreffen – und in diesem Jahr erst das zweite Mal in Real Life – wendet sich dieses Event ganz konkret an Festivalmacher:innen und Dienstleister:innen. Diverse Aussteller:innen und Markenauftritte informieren über alles, was für die Branche wichtig ist, und sie antreibt: von der perfekten Camping Gear bis zu aktuellen Sicherheitssystemen; von Food-Trends zu notwenigen Technik-Upgrades. Dabei aber immer im Fokus: Die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Nachwuchsförderung.
Bewusster feiern – nachhaltiger leben.
Das Thema Nachhaltigkeit bleibt weiterhin ein wichtiger Diskussionsgrund in der Gesellschaft und rückt auch bei den Festivalbesucher:innen immer stärker ins Bewusstsein. Gerade Festivals müssen in diesem Bereich zukünftig noch größere Anstrengungen unternehmen, um bei ihrer jungen Zielgruppe weiterhin akzeptiert zu werden. Wegwerfbecher und Einmal-Zelte gehören der Vergangenheit an. Es wird auf holistische Nachhaltigkeitskonzepte gesetzt, die die komplette Festival-Experience begleiten.

Ob kompostierbarer Glitzer, der Einsatz von Wasserstoff-Generatoren, Ideen zur aktiven Müllvermeidung oder nachhaltige Merchandise-Artikel und Sponsoring-Maßnahmen – es gibt viele spannende Ansätze, die Nachhaltigkeit nicht nur als Trend, sondern als zukunftsweisende Bewegung verstehen. Auch wir sehen uns in der Pflicht unseren Kunden entsprechende Konzepte vorzustellen, um gemeinsam für einen bewussteren Umgang mit Ressourcen zu sensibilisieren, ohne das Markenerlebnis dabei in den Hintergrund zu rücken.
Daten für mehr Effizienz & Messbarkeit.
Ebenfalls ein heißes Thema: Digitalisierung. Die Veranstaltungsbranche ist in dieser Hinsicht noch relativ konservativ aufgestellt, doch der Trend ist klar spürbar. Eine Vernetzung bestehender Systeme (bspw. Ticketing, Kassensysteme etc.) mit weiterreichenden Technologien könnte für Festivalmacher:innen, Dienstleister:innen und Sponsor:innen viele neue Erkenntnisse bringen, u.a. für:
- Aspekte der Sicherheit
- Ausrichtung der Marketing-Maßnahmen
- Messbarkeit der Standplatz-Attraktivität von Sponsor:innen
- Optimierungsmöglichkeiten der Festival-Infrastruktur
Hier gilt es jedoch einen Kompromiss zwischen der Verarbeitung personenbezogener Daten und dem Benefit für Besucher:innen und Marketer zu finden. Denn personalisierte Werbung bringt zwar auch dem oder der Konsument:in einen Mehrwert, aber es muss jeder selbst entscheiden dürfen, inwieweit seine Daten genutzt werden. Eine Opt-Out-Option muss unserer Meinung nach in jedem Fall gegeben sein.
Zusätzlich beschäftigt die Branche weiterhin das Thema einer flächendeckenden Internetanbindung auf Großveranstaltung. Für die Erhebung von Live-Daten ein unabdingbarer Faktor – und generell bis zur Lösung das grundlegende Problem für alle modernisierungswilligen Veranstalter:innen.
All diese Ansätze und Ideen befinden sich zurzeit noch in der Entwicklungs- & Lernphase. Doch das Interesse daran wächst in der Veranstaltungsbranche zusehens und wird für uns in Zukunft auch ein wichtigeres Thema werden.
Auf der Suche nach Nachwuchs.
Natürlich ist auch der Mangel an Fachpersonal und qualifiziertem Nachwuchs für die Festivalllandschaft, wie auch für die Gastronomie, eines der Hot Topics. Viele Mitarbeiter:innen kehrten der Veranstaltungsbranche in Zeiten der Coronakrise den Rücken und wandten sich branchenfremden Bereichen zu.

Die Attraktivität von Festivals als saisonaler Arbeitgeber, die als solche vor einigen Jahren noch völlig ausgereicht hat, lockt nicht mehr. Zusätzliche Anreize und Benefits müssen geschaffen werden. Hier haben wir dieses Jahr bereits umfängliche Maßnahmen implementiert, um das Arbeitsumfeld unserer Promoter:innen abwechslungsreich und angenehm zu gestalten.
Ein stärkeres Employer Branding wird also auch in den kommenden Jahren der Schlüssel sein, um Veranstaltungen sicher und planbar mit dem notwendigen Fachpersonal umsetzen zu können. Denn man kann sicher sein, dass die Nachwehen der Coronajahre noch einige Zeit zu spüren sein werden.
Tschüss! Wir sehen uns 2023 wieder!
Eins haben uns beide Veranstaltungen bewiesen: Die Branche ist stark in Bewegung – vor allem nach fast zwei Jahren (Zwangs-)Pause. Doch der Aufschwung ist spürbar! Wir sehen, dass sich nicht nur die Festivalbranche weiterentwickelt, sondern auch, dass immer mehr Marken und Unternehmen den Wert von Live Marketing, Event- & Festival-Sponsoring erkennen. Und diejenigen, die die Branche noch nicht für sich entdeckt haben, werden es wohl in den kommenden Jahren noch tun, denn Fakt ist: nachhaltige Markeninzenierungen leben vom WOW-Moment!
An dieser Stelle möchten wir natürlich auch noch kurz den von Höme ins Leben gerufene Festival Playground erwähnen, bei dem wir dieses Jahr leider nicht teilnehmen konnten. Letztes Jahr haben wir es aber umso mehr genossen, da es eines der einzigen Live-Festivals war, das stattgefunden hat. Und das Konzept überzeugt: Über 200 Festivalveranstalter:innen verbringen intensive 3 Tage miteinander und sprechen offen über die Zukunft, Herausforderungen, Wünsche und Chancen. Wir hoffen, dass wir das nächste Mal auch wieder dabei sein können.
Jetzt aber: Wir sagen der Festivalsaison 2022 nun „tschüss“ und freuen uns die neuen Impulse, die wir von den beiden Branchentreffen mitgenommen haben, in unseren Vorbereitungen für die kommende Saison einfließen zu lassen. 2023 – es wird gut!
Wenn Festival Sponsoring auch für euch ein spannendes Thema ist, ihr aber auch nicht ganz sicher seid, was machbar und sinnvoll ist, dann meldet euch gerne bei live@rothkopf-huberty.de