30 Jahre – 30 Fragen: Die Zugabe mit Marc Lütkemeier

In Teil 1 und Teil 2 unserer kleinen Interviewreihe zum Agentur-Jubiläum hat uns Frank Rothkopf bereits so einiges über R&H erzählt: Von den Anfängen der Agentur über die Höhen & Tiefen bis zu einigen „interessanten“ Anekdoten hat er einfach nichts ausgelassen – und damit den Rahmen unserer anfänglich etwas naiv angekündigten 30 Fragen schon komplett ausgereizt. Im Nachhinein muss man sagen, dass die Redaktion dies durchaus hätte vorhersehen können, denn dieser Mann kann Geschichten erzählen wie kein zweiter… Okay fast, denn nichtsdestotrotz wollen wir den zweiten geschäftsführenden Gesellschafter Marc Lütkemeier natürlich auch zu Wort kommen lassen. Denn das ist sicher: Auch er hat noch das ein oder andere zur Geschichte der Rothkopf & Huberty Werbeagentur GmbH beizutragen. Also, Vorhang auf für eine Zugabe der allerbesten Sorte! 

Oh, Moment noch! Wer jetzt erst auf unser 30ig jähriges aufmerksam wird, keine Sorge. Oben habt ihr die ersten beide Teile des Interviews mit Frank verlinkt, damit ihr euch erstmal auf Stand holen könnt. Denn mit Marc starten wir gleich mitten rein. Los geht’s!


30 JAHRE – 30 FRAGEN: DIE ZUGABE MIT MARC LÜTKEMEIER


Marc, bei dir würde ich gerne direkt mit dem Jahr 1999 einsteigen. Ich habe gehört, das war ein ganz besonderes Jahr für dich, da du da zu Rothkopf & Huberty gekommen bist. Wie kam es denn überhaupt dazu?

Wenn man es ganz genau nimmt, dann müssen wir sogar noch ein Jahr früher zurückgehen. 1998 war ich nämlich für den Intro Festivalguide als Praktikant auf dem Super Crash Open Air irgendwo im Nirgendwo von Schleswig-Holstein unterwegs. Und das Ganze war tatsächlich ein super Crash, weil das Ding komplett im Matsch versunken ist. Es regnete in Strömen. Schlammschlacht par excellence. Das Einzige, was auf diesem Festival-Gelände dann noch sauber herausstach, war der Drum Communicator.


Drum Communicator? Manche werden jetzt nicht genau wissen, was das ist. Kannst du das kurz für alle diejenigen erklären, denen das kein Begriff ist?

Frank hat bestimmt schon vom Festival-Auftritt des damaligen Kunden Drum erzählt. Das Modul, dass für diesen gebaut wurde, der Drum Communicator, war praktisch das Herzstück der Festival-Sponsoring-Kampagne. Es war im Gegensatz zu den anderen Festival-Bauten ein relativ großes Modul. Etwa 6 Meter hoch, eine aus einem Traversen-System gebaute halbrunde Röhre, die auf einem Podest angebracht war. Hinauf ging es also per Treppe. Das hatte den Vorteil, dass man nicht im Schlamm stand – und beim Super Crash gab es davon wirklich mehr als genug. Gleichzeitig schützte die Röhre die Besucher:innen vor Sonne, Wind und Regen und hatte neben Sitzmöglichkeiten on top (Anm. d. Red.: sprichwörtlich „on top“, nämlich als Roof Deck) eine Kaffeebar. Von dort hatten man einen perfekten Blick zur Bühne. Ein echter Zuschauer:innen-Magnet! Sowas in dieser Ausführung, Größe und Umfang war damals auf den Festivals weit über dem Standard. 


Also ein richtiges Novum der Festivalszene. Kein Wunder, dass du darauf aufmerksam geworden bist.

Definitiv. Es war ein durch und durch ausgereiftes Konzept. Es gab dann ja auch noch die Pocketplaner von Drum. Also kleine Programmhefte, die extra für jedes Festival erstellt worden sind. Damals, es klingt so wahnsinnig lang her, gab es ja noch keine Smartphones oder Apps, mit denen man das Line-Up einfach hätte nachschauen können. Da waren diese Guides schon echt mega praktisch – und haben wie so vieles, einfach Eindruck hinterlassen.

Es war einfach alles in allem ein sehr, sehr professioneller Sponsoring-Auftritt. Tja, und das ist die Geschichte, wie ich auf Rothkopf & Huberty, die Agentur, die hinter all dem steckte, aufmerksam geworden bin.


Dem Matsch sein Dank, könnte man sagen… Jetzt hast du uns aber noch nicht verraten, wie du von der Intro letztendlich zu Rothkopf & Huberty gekommen bist. Marc, wie begab es sich?

Zu dieser Zeit, also 1998/1999, befand ich mich noch im Studium an der Fachhochschule Osnabrück zum Diplom Kaufmann mit der Vertiefung Veranstaltungs-Management. Das ist klassischerweise eher im Messe- und Kongress-Bereich angesiedelt. Meine Diplomarbeit wollte ich jedoch viel lieber zum Thema Festival-Sponsoring schreiben. Ein Feld, zu dem es damals noch nicht so viele gute, nachhaltige Konzepte gab und mich einfach viel mehr faszinierte. Und da mich gerade der Festival-Auftritt von Drum echt überzeugt hat, habe ich mich kurzerhand bei Rothkopf & Huberty beworben, um dort meine praktische Diplomarbeit zu absolvieren. Das heißt ich bin erstmal als Praktikant ins Unternehmen gekommen und haben dort für einige Monate den „normalen Wahnsinn“ der Saisonvorbereitung und der eigentlichen Festivalzeit mitbekommen. Das war anspruchsvoller, als man vielleicht denkt (er lacht).


Das kann ich mir vorstellen. Ich habe gehört, dass gerade in der Anfangszeit noch sehr viel händisches Gewusel und mündliche Absprachen nötig waren.

Viele Sachen waren noch ganz anders. Ich kann mich auch noch ganz gut daran erinnern, dass wir damals öfter mal die Möglichkeit genutzt haben mit dem Intercity Express noch nachträglich Stückgut transportieren zu lassen. Wenn beispielsweise Teilnahmekarten für ein Festival erst später als geplant aus der Druckerei kamen, dann haben wir die Pakete in Düsseldorf dem Schaffner mitgegeben und ein Mitarbeitender von uns hat diese dann am Zielort entgegengenommen. Das gibt es heute gar nicht mehr – und so wie du mich gerade anschaust verstehst du gerade auch nur Bahnhof…


Ja, diese Interviewreihe lehrt mich viel Neues… Wenn man mit Frank und dir rückblickend über die Anfänge spricht, wird einem erst bewusst, welche Veränderungen die Festivalbranche aber auch die Agentur in den letzten drei Jahrzehnten so durchlebt hat. Einfach irre. Da darf natürlich auch nicht die Frage fehlen, wie es dazu kam, dass du schlussendlich bei R&H, sagen wir mal, „hängengeblieben“ bist bzw. dich seit 2009 sogar geschäftsführender Gesellschafter nennen darfst.

Stimmt, ich bin ja jetzt auch schon über 20 Jahre mit dabei. Hängengeblieben trifft es also vielleicht echt ganz gut… Aber wie war das nochmal? Ich habe dann meine Diplomarbeit geschrieben und wurde von R&H übernommen. Mit Frank, Jasmin und Anke, die uns seit 2008 im Büro unterstützt und heute quasi die Leitung der Buchhaltung übernommen hat, haben wir dann gemeinsam die nächsten Jahre mit all ihren wilden Begebenheiten gerockt. Irgendwann kam Frank dann auf mich zu und fragte, ob ich als Teilhaber mit ihm zusammen die Rothkopf & Huberty Werbeagentur GmbH weiterführen möchte. Wie das so ist, hat er mich schnell mit seinem Charme überzeugt und ich bin dementsprechend geblieben. Eine ganz gute Entscheidung möchte ich meinen.


Jetzt bist du ja der Head of Festival, Frank kümmert sich eher um das Kreative und hat sich diesen Bereich hauptverantwortlich angenommen. War das eine geplante Aufteilung?

Das hat sich eigentlich alles eher aus den Abläufen an sich entwickelt. Zu der damaligen Zeit waren wir teilweise nur drei Personen im operativen Geschäft, das heißt, jeder hat eigentlich sowieso immer alles gemacht. Ich muss dazu sagen, dass Frank ein großer Mentor für mich war – gerade auch für den Festival-Bereich, den ich dann später mehr übernommen habe. Dadurch, dass ich aber eben jene Kunden aus der Tabakindustrie sehr viel betreut habe, entstand dadurch eine immer stetigere Verbindung zur Festival-Planung. Da meine Ausbildung natürlich auch schon eher in diesen Bereich ging und Frank ursprünglich aus dem Graphik Design kommt, hat sich das dann über die Zeit einfach so ergeben

Aber wenn man Frank kennt, dann weiß man, dass er ja auch für Veranstaltungen und Festivals brennt und mit Kunden wie H&MDr. Martens oder LAMY natürlich eine schöne Auswahl an unterschiedlichen Festival-Auftritten umgesetzt hat. Und gerade, wenn es um die Entwicklung eines neuen Moduls oder der Teilnahme an einem Pitch zum Thema Festival geht, ist er immer mit an Bord und wirft die ein oder andere Idee und Expertise mit ins Boot. Generell sind wir ja immer bestrebt unsere Kompetenzen ­– egal in welchem Bereich oder aus welcher R&H Unit ­– da einzusetzen, wo sie positiven Einfluss nehmen können.


Du hast es gerade erwähnt: die R&H Units. Nach welchen Kriterien habt ihr diese denn aufgebaut? Was war hier der Gedanke?

Unser Team wurde immer größer, die Projekte vielfältiger und unsere Aufgabenbereiche umfangreicher. Um die einzelnen Tätigkeitsschwerpunkte besser zu greifen und auch nach außen zu kommunizieren, haben wir die R&H Units ins Leben gerufen. Zur Zeit haben wir unser Team in die Units R&H Live!R&H PeopleR&H Creation und R&H Social aufgeteilt. Zwar steht jede Unit für sich und hat einen konkreten Fokus, allerdings arbeiten sie auch eng miteinander, wenn es Kunde und Projekt erfordern. Zudem wollen wir uns einfach mit Menschen umgeben, die Spaß an dem haben, was sie machen. Die wir gut leiden können, die eine positive Energie ausstrahlen und bereit sind weiter zu lernen, mit uns zu wachsen und dabei nie den Blick über den Tellerrand verlieren. Ein Team auf das man sich verlassen kann und Kolleg:innen deren Charaktere und Persönlichkeiten uns ergänzen und bereichern. Das sind, wenn du mich fragst, die wesentlichen Punkte, die uns angetrieben habe das Team und die R&H Units so aufzubauen, wie sie gerade aufgebaut sind. Ein bunter Haufen, die dieses ganz besondere Miteinander mitbringen.


Das hast du sehr schön gesagt. Mir fällt auf, dass bei dir natürlich die Frage zu deinem persönlichen Festival-Highlight nicht fehlen darf. Was fällt dir dazu spontan dazu ein? 

Mhmm, ist das eine von diesen tricky Fragen, von denen mir Frank schon erzählt hat? (Sagt er und schaut grübelnd an die Decke)… Ich erinnere mich an ein Festival, das Feel Festival, das für mich tatsächlich eine persönliche Herausforderung darstellte und mit dessen schlussendlicher Umsetzung bzw. Ergebnis ich wirklich zufrieden war. Denn die Veranstalter wollten keine wirkliche Markenintegration bei ihrem Festival, so dass wir einen sehr individuell angepassten Auftritt für unseren damaligen Kunden Gauloises entwickelt haben.

Die Balance zwischen der Realisation der Kundenbedürfnisse wie auch den Anforderungen des Festivalveranstalters zu finden, war nicht einfach. Wir konnten unser bereits geplantes Konzept nicht einfach abspielen, sondern mussten einen funktionierenden Kompromiss finden. Diesen Spagat hinzubekommen war zwar anspruchsvoll, aber das Ergebnis dafür auch echt sehenswert und zeigt, dass wir flexibel agieren können, wenn es nötig ist.

(Er pausiert kurz, lächelt und fährt fort…)

Oh, und es gibt natürlich noch ein anderes, erwähnenswertes „persönliches“ Highlight: bei unserem Auftritt für Converse habe ich meine jetzige Lebensgefährtin kennengelernt, mit der ich heute zwei Kinder habe.


Gut, dass du das noch ergänzt hast. Das ist doch wahrlich mal ein besonderes Highlight! Jetzt sind wir fast am Schluss unseres Interviews, Marc. Aber natürlich wollen wir auch mit dir einen Blick in die Kristallkugel werfen. Was würdest du dir wünschen, wie es mit der Agentur weitergeht? Was werden deine persönlichen Ziele dabei sein?

Dann lass mich mal schauen… In den nächsten fünf Jahren werden wir, wenn ich es mir wünschen darf, personell wahrscheinlich nochmal um 20% bis 30% gewachsen sein und diese Größe dann konsolidieren. Wir sehen heute schon den Bedarf in einigen Bereichen und wollen natürlich zukunftsorientiert weiter durchstarten, somit müssen auch unsere Units entsprechend aufgestellt sein. Auch hinsichtlich unseres Kundenportfolios wollen wir somit nicht nur unsere Stammkunden halten, sondern auch andere Unternehmen von uns, unser Know-How und unseren Ideen überzeugen. Dabei sehe ich die kontinuierliche Auseinandersetzung mit digitalen Themen klar im Fokus. Gerade auch im Live-Bereich.

Ansonsten, wer weiß, vielleicht ziehen wir ja auch nochmal aus der Stadt aufs Land und haben einen schönen Garten vor der Haustür.



Marc, vielen lieben Dank, dass auch du dir Zeit für unser Interview genommen hast. Das war doch mal eine perfekte Zugabe und ein schöner Abschluss für unsere kleine Interview-Reihe zum 30ig-jährigen Jubiläum von R&H! Das sollten wir jetzt aber richtig feiern, oder? Bier und Sekt stellen wir also schonmal kalt. Man sieht sich. Cheers auf die nächsten 30 Jahre Rothkopf & Huberty!

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